Frankreich vor 1789 - der absolutistische
Staat in der Krise
(Johannes
D. Müller, Konrad Burckhardt)
Die Gesellschaft des absolutistischen
Frankreichs wurde durch ein starres Ständesystem geprägt. Der erste Stand Klerus
(0,5% der Gesamtbevölkerung) genoss zahlreiche Privilegien und war von Steuerlasten
befreit. Auch der zweite Stand Adel (1,5% der Gesamtbevölkerung) konnte
auf zahlreiche alte Feudalprivilegien zurückgreifen und war weitestgehend von
Steuerzahlung befreit. Adlige besetzten zudem hohe Ämter in Staat und Militär.
Der Dritte Stand umfasste
verschiedene Bevölkerungsgruppen. Die größte dieser Gruppen waren Bauern und
weitere Landbewohner (82% der Gesamtbevölkerung). Aber auch Manufakturbesitzer,
Händler, Notare, Ärzte, Staatsbeamte, Handwerker, Ladenbesitzer, Tagelöhner
etc. gehörten zum insgesamt sehr heterogenen Dritten Stand.
Die Hauptsteuerlast trug die
Landbevölkerung. Zusätzlich waren die Bauern durch die vielen Privilegien von
Adel und Klerus stark eingeschränkt. Durch viele Zölle und alte verkrustete
Zunftstrukturen waren Handel, Handwerk und Manufakturen nicht sonderlich
produktiv. Somit trugen diese wenig zum Steueraufkommen bei.
Den sinkenden Staatseinnahmen Frankreichs
standen zusätzlich hohe Kosten für die Hofhaltung und die Ausgaben zur Unterstützung
des Unabhängigkeitskrieges der jungen USA gegenüber und belasteten die
Staatskasse stark.
1787 versuchte der König, seine
finanziellen Probleme durch Besteuerung des Adels zu lösen, doch dieser
weigerte sich schlichtweg und forderte unter Berufung auf alte Rechte die
Einberufung der Generalstände. Diese Adelsrevolte gegen den König
demonstrierte die Schwäche des Königs und gab auch den bürgerlichen Kräften Frankreichs
Auftrieb. Das bisher starre Gesellschaftssystem geriet in Bewegung und wurde
zunehmend in Frage gestellt.
Gestärkt wurden die bürgerlichen Kräfte
auch durch die Ideen der Aufklärung, wie z.B. der Kritik am
Feudalsystem, an der Kirche (Voltaire, Diderot) und am Großbesitz (Rousseau).
Mit der Idee der Gewaltenteilung bot Montesquieu eine theoretische
Grundlage für einen alternativen Staatsaufbau, in welchem der Herrscher der
Kontrolle der Bürger unterworfen sein sollte.
Literatur:
Kruse, Wolfgang: Die Französische Revolution.
Paderborn, 2005.