Montag, 27. November 2017

Gezielte Beeinflussung - Propaganda








Diesem Plakat liegt der Text
"Was ist Propaganda? Nur wer Propaganda als solche erkennt, kann sich dagegen wehren" vom 1.10.2011 der Bundeszentrale für politische Bildung zugrunde. Dieser ist unter folgendem Link erreichbar:



Donnerstag, 31. August 2017

Frankreich vor 1789

Frankreich vor 1789 - der absolutistische Staat in der Krise
(Johannes D. Müller, Konrad Burckhardt)

Die Gesellschaft des absolutistischen Frankreichs wurde durch ein starres Ständesystem geprägt. Der erste Stand Klerus (0,5% der Gesamtbevölkerung) genoss zahlreiche Privilegien und war von Steuerlasten befreit. Auch der zweite Stand Adel (1,5% der Gesamtbevölkerung) konnte auf zahlreiche alte Feudalprivilegien zurückgreifen und war weitestgehend von Steuerzahlung befreit. Adlige besetzten zudem hohe Ämter in Staat und Militär.

Der Dritte Stand umfasste verschiedene Bevölkerungsgruppen. Die größte dieser Gruppen waren Bauern und weitere Landbewohner (82% der Gesamtbevölkerung). Aber auch Manufakturbesitzer, Händler, Notare, Ärzte, Staatsbeamte, Handwerker, Ladenbesitzer, Tagelöhner etc. gehörten zum insgesamt sehr heterogenen Dritten Stand.


Die Hauptsteuerlast trug die Landbevölkerung. Zusätzlich waren die Bauern durch die vielen Privilegien von Adel und Klerus stark eingeschränkt. Durch viele Zölle und alte verkrustete Zunftstrukturen waren Handel, Handwerk und Manufakturen nicht sonderlich produktiv. Somit trugen diese wenig zum Steueraufkommen bei.

Den sinkenden Staatseinnahmen Frankreichs standen zusätzlich hohe Kosten für die Hofhaltung und die Ausgaben zur Unterstützung des Unabhängigkeitskrieges der jungen USA gegenüber und belasteten die Staatskasse stark.

1787 versuchte der König, seine finanziellen Probleme durch Besteuerung des Adels zu lösen, doch dieser weigerte sich schlichtweg und forderte unter Berufung auf alte Rechte die Einberufung der Generalstände. Diese Adelsrevolte gegen den König demonstrierte die Schwäche des Königs und gab auch den bürgerlichen Kräften Frankreichs Auftrieb. Das bisher starre Gesellschaftssystem geriet in Bewegung und wurde zunehmend in Frage gestellt.

Gestärkt wurden die bürgerlichen Kräfte auch durch die Ideen der Aufklärung, wie z.B. der Kritik am Feudalsystem, an der Kirche (Voltaire, Diderot) und am Großbesitz (Rousseau). Mit der Idee der Gewaltenteilung bot Montesquieu eine theoretische Grundlage für einen alternativen Staatsaufbau, in welchem der Herrscher der Kontrolle der Bürger unterworfen sein sollte.

Literatur:
Kruse, Wolfgang: Die Französische Revolution. Paderborn, 2005.

Montag, 20. März 2017

Reichskanzler nach Bismarck (1890-1917)

Reichskanzler nach Bismarck
(Johannes Dominikus Müller, Konrad Burckhardt)

Die letzten Jahre der Kanzlerschaft Bismarcks waren durch die Transformation des Reiches zur modernen Industriegesellschaft geprägt. Der Gestaltungsanspruch des Staates wuchs  und führte zu steigenden Aufgaben des Staates. Die Fähigkeiten der Problembewältigung (Institutionen, Gesetze) konnten der Entwicklung jedoch nicht so schnell folgen. Gesellschaftliche Konflikte waren die Folge.


Der Bismarck ins Amt folgende Reichskanzler Leo von Caprivi  (parteilos) versuchte diesem Ungleichgewicht mit einem Neuen Kurs zu begegnen. Der Staat sollte sich aus gesellschaftlichen Konfliktfeldern heraushalten und Neutralität wahren. Moderate Reformen (Arbeitsschutz) und das Nichtverlängern des Sozialistengesetzes sollten diesen Weg untermauern. Mit Neuansätzen im Außenhandel wollte Caprivi den Anforderungen einer modernen Industriegesellschaft begegnen. Anfangs genoss er dafür die Unterstützung des Kaisers.

Caprivi geriet schnell in Konflikt mit einem größeren Teil der Konservativen. Die Lockerung der Zollpolitik im Außenhandel führte zu Konflikten mit den Interessen der Landwirtschaft und damit vor allem mit dem deutschen Adel. Auch im Reichstag kam eine engere Einbindung von Liberalen und Sozialdemokraten als Gegengewicht zu den konservativen Parteien nicht in Frage. Am Ende stand die Entlassung Caprivis durch den Kaiser.

Auch Chlodwig Hohenlohe zu Schillingsfürst (parteilos) konnte als neuer Reichskanzler die Transformation des Deutschen Reiches von einem Agrarstaat in zu einem modernen Industriestaat wenig gestalten. Er vermied jegliche Konflikte und konnte somit die vielen unterschiedlichen Interessen nicht einen.

Eine Neuorientierung der deutschen Politik gelang erst unter Bernhard von Bülow (parteilos). Durch enge Kontakte zu Kaiser und Parlament hatte er die Möglichkeit, im Zentrum der Regierung die Fäden straff in der Hand zu halten.  Kompromisse in der Zollpolitik, sowie eine Neuorientierung der Flottenpolitik ließen neue Zielrichtungen zu. Gerade die Umgestaltung und Aufrüstung der deutschen Kriegsmarine als Ausdruck des deutschen Strebens nach Weltmacht geriet für viele deutsche Interessengruppen zum Symbol- und Prestigeprojekt (Industrie, Adel, Bürgertum). Dennoch gelang es von Bülow nicht, drängende soziale Reformen voranzutreiben und die Gräben zwischen Protestanten und Katholiken (èKulturkampf) zu schließen. Auch die außenpolitischen Misserfolge zerrütteten das Verhältnis zwischen dem Persönlichen Regiment des Kaiser und seinem Kanzler.

Der folgende Reichskanzler Theodor von Bethmann Hollweg hatte mit starken Machtgewinnen der Parteien im Reichstag zu kämpfen. Immer stärker beeinflussten die Konflikte der Parteien untereinander die Reichspolitik. Ein Wechsel von halbherzigen Reformen und Blockaden prägte die Politik vor dem ersten Weltkrieg. Die fehlende Verwirklichung sozialen Reformen verschärfte die Konflikte innerhalb der Gesellschaft. Die stetig verstärkte Rüstungspolitik provozierte außenpolitische Konflikte und verführte schließlich dazu, auch einen Krieg als Ausweg aus der inneren Krise zu sehen.

Literatur:
Ullmann, Hans-Peter: Politik im Deutschen Kaiserreich 1871-1918. München, 1999.
Kocka, Jürgen: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft. Stuttgart, 2001. 
Berghahn, Volker: Das Kaiserreich 1871-1914. Industriegesellschaft, bürgerliche Kultur und autoritärer Staat. Stuttgart, 2003.

Freitag, 17. März 2017

Übersicht Politik im Deutschen Kaiserreich 1871-1918

Johannes D. Müller


Das Bild gibt eine Übersicht über die Vernetzung der Themen, welche im Unterricht eine Rolle spielen.

Der Zeitabschnitt zwischen 1871 und 1918, der den zeitlichen Rahmen des zweiten deutschen Reiches bildet, ist zweigeteilt. Der erste Teil ist bestimmt durch die Politik des Reichskanzlers Bismarck, der zweite durch das "persönliche Regiment" Kaiser Wilhelm II.

Themenfelder des ersten Teils sind im Unterricht der Kulturkampf (mehr Staat - weniger Kirche) und die Sozialistengesetze (Verbot sozialistischer Organisationen und Vereine) sein. Hier liegen aber auch die Anfänge des Interventions- und Sozialstaates mit den ersten Reichsgesetzen zur "Lösung der sozialen Frage".




1888, im Dreikaiserjahr, wird Wilhelm II. Kaiser. Bismarck kann sich noch bis 1890 im Amt halten. In deutlicher Abgrenzung zur Politik Bismarcks schlägt der neue Reichskanzler Leo Caprivi unter Wilhelm II einen "neuen Kurs" ein. Innenpolitisch zeigt sich das in einem veränderten Umgang mit den sich stark zeigenden Problemfeldern. Dieser "Neue Kurs" wird dann aber zunehmend durch das persönliche Regiment Wilhelm II. abgelöst.

Genannt ist auf dem Bild in diesem Bereich der gesellschaftliche Wandel, geprägt durch die Industrialisierung  und die fortschreitende Urbanisierung und die damit auftretenden Problemfelder Bildung von Klassenmilieus und Lagermentalitäten. Der Aufstieg der Massenparteien, sowie die wachsende Bedeutung der Presse, fügen sich ebenfalls in den Wandlungsprozess mit ein. Forciert wird dieser Wandlungsprozess durch den Ersten Weltkrieg 1914-18, in dem die Ausdifferenzierung der Gesellschaft weiter voranschreitet und damit schon einen Schatten auf die folgende Weimarer Republik wirft.


Literatur:
Ullmann, Hans-Peter: Politik im Deutschen Kaiserreich 1871-1918. München, 1999.
Kocka, Jürgen: Das lange 19. Jahrhundert. Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft. Stuttgart, 2001.  

Berghan, Volker: Das Kaiserreich 1871-1914. Industriegesellschaft, bürgerliche Kultur und autoritärer Staat. Stuttgart, 2003.