Freitag, 10. März 2017

Französische Revolution: Das Revolutionsjahr 1789


Das Revolutionsjahr 1789
(Johannes D. Müller, Konrad Burckhardt)

Man kann sagen, dass zu Beginn des Jahres 1789 ganz Frankreich in Bewegung war. In Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ließ sich die Krise des spätabsolutistischen Systems nicht mehr verbergen. Die ohnehin schon sehr starken Belastungen der Bevölkerung erhöhten sich durch ungünstige Wetterverhältnisse (Missernten, harter Winter, daraus resultierende Preisanstiege) und zeigten sich in den allerorten stattfindenden Hungerrevolten. Die Probleme des geschlossenen Wirtschaftssystems (Merkantilismus) münden in einer Krise der gewerblichen Wirtschaft. Arbeiterunruhen waren die Folge.

1787 schon hatte der König versucht, seine finanziellen Probleme durch Besteuerung des bisher von Steuern befreiten Adels zu lösen. Dieser weigerte sich schlichtweg und forderte die Einberufung der Generalstände. (Plakat Frankreich vor 1789) Diese Adelsrevolte gegen den König demonstrierte die Schwäche des Königs und sorgte für zusätzlichen Zündstoff, welcher den bürgerlichen Kräften Frankreichs Auftrieb gab.

Der Einberufung der Generalständeversammlung (Versammlung von Vertretern des Ersten, Zweiten und Dritten Standes (je 300 Vertreter pro Stand)) ging die Forderung der Verdopplung der Anzahl der Vertreter des Dritten Standes voraus, welcher der König schließlich nachkam. Eine weitere Forderung, der Abstimmung nach Köpfen, blieb unerfüllt. Der übliche Abstimmungsmodus sah für jeden Stand eine Stimme vor.

Für den Dritten Stand wurde nach dem Zusammentreten der Generalstände schnell klar, dass die zahlreichen Forderungen in dieser Versammlung nicht umzusetzen waren. Der Dritte Stand, sowie einige willige Vertreter des Ersten und Zweiten Standes konstituierten (gründen / zusammenschließen) nach amerikanischem Vorbild eine Nationalversammlung. Zu Beginn ihrer Arbeit schworen die Abgeordneten, erst auseinander zu gehen, wenn eine Verfassung erarbeitet worden sei. Bekannt wurde dieses Ereignis als Ballhausschwur.  Der König konnte dieser Dynamik wenig entgegensetzen. Die absolutistischen Machtverhältnisse brachen auseinander. So konnte die Nationalversammlung ihre Arbeit an der Verfassung fortsetzen.

Die Stimmung in Paris heizte sich währenddessen auf. Gründe hierfür waren nicht nur die steigende Politisierung breiter Bevölkerungsschichten, sondern auch die nach wie vor anhaltend schlechte Versorgungslage. In diese Gemengelage hinein verbreiteten sich Gerüchte über Truppenverlegungen um Paris. Die Befürchtung, der König plane eine militärische Lösung der angespannten Situation schien begründet. Aus Angst, von königlichen Truppen überrannt zu werden, begannen viele Pariser sich zu organisieren und zu bewaffnen (Gründung der Nationalgarde). Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789. Dieser Tag ist der heutige Nationalfeiertag der Franzosen.

Währenddessen war die Situation auf dem Land für viele Franzosen unübersichtlich. Viele Gerüchte schürten die Angst vor einem Adelskomplott (Adel gegen Nationalversammlung), um die alten Zustände wieder herzustellen. Unter der Landbevölkerung veranlasste die "große Angst" (Grand Peur) viele Bauern, gewaltsam gegen Adlige und die mit ihnen verbundene Feudalordnung vorzugehen. Ein geordneter Systemwechsel wurde damit immer komplizierter.

Dennoch blieben die Machtverhältnisse weiterhin ungeklärt. Der König weigerte sich, die von der Nationalversammlung getroffenen Beschlüsse (z.B. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte) anzuerkennen. Im Oktober erzwangen Pariser Frauen, denen sich Nationalgardisten angeschlossen hatten, den Umzug des Königs von Versailles nach Paris, um so die Anerkennung der Revolution zu erzwingen.

Literatur:
Kruse, Wolfgang: Die Französische Revolution. Paderborn, 2005.


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