Das
Revolutionsjahr 1789
(Johannes D. Müller, Konrad Burckhardt)
Man
kann sagen, dass zu Beginn des Jahres 1789 ganz Frankreich in Bewegung war. In
Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ließ sich die Krise des
spätabsolutistischen Systems nicht mehr verbergen. Die ohnehin schon sehr
starken Belastungen der Bevölkerung erhöhten sich durch ungünstige
Wetterverhältnisse (Missernten, harter
Winter, daraus resultierende Preisanstiege) und zeigten sich in den allerorten
stattfindenden Hungerrevolten. Die
Probleme des geschlossenen Wirtschaftssystems (Merkantilismus)
münden in einer Krise der gewerblichen
Wirtschaft. Arbeiterunruhen waren
die Folge.
1787
schon hatte der König versucht, seine finanziellen Probleme durch Besteuerung
des bisher von Steuern befreiten Adels zu
lösen. Dieser weigerte sich schlichtweg und forderte die Einberufung der Generalstände. (Plakat Frankreich vor 1789) Diese Adelsrevolte gegen den König demonstrierte die Schwäche des Königs
und sorgte für zusätzlichen Zündstoff, welcher den bürgerlichen Kräften
Frankreichs Auftrieb gab.
Der
Einberufung der Generalständeversammlung
(Versammlung von Vertretern des Ersten, Zweiten und Dritten Standes (je 300
Vertreter pro Stand)) ging die Forderung der Verdopplung der Anzahl der Vertreter des Dritten Standes voraus,
welcher der König schließlich nachkam. Eine weitere Forderung, der Abstimmung nach Köpfen, blieb unerfüllt.
Der übliche Abstimmungsmodus sah für jeden
Stand eine Stimme vor.
Für
den Dritten Stand wurde nach dem Zusammentreten der Generalstände schnell klar, dass die zahlreichen Forderungen in
dieser Versammlung nicht umzusetzen waren. Der Dritte Stand, sowie einige
willige Vertreter des Ersten und Zweiten Standes konstituierten (gründen /
zusammenschließen) nach amerikanischem Vorbild eine Nationalversammlung.
Zu Beginn ihrer Arbeit schworen die Abgeordneten, erst auseinander zu gehen,
wenn eine Verfassung erarbeitet worden sei. Bekannt wurde dieses
Ereignis als Ballhausschwur. Der König konnte dieser Dynamik wenig
entgegensetzen. Die absolutistischen Machtverhältnisse brachen auseinander. So
konnte die Nationalversammlung ihre Arbeit an der Verfassung fortsetzen.
Die
Stimmung in Paris heizte sich währenddessen auf. Gründe hierfür waren nicht nur
die steigende Politisierung breiter Bevölkerungsschichten, sondern auch die
nach wie vor anhaltend schlechte Versorgungslage. In diese Gemengelage hinein
verbreiteten sich Gerüchte über Truppenverlegungen
um Paris. Die Befürchtung, der König plane eine militärische Lösung der
angespannten Situation schien begründet. Aus
Angst, von königlichen Truppen überrannt zu werden, begannen viele Pariser sich
zu organisieren und zu bewaffnen (Gründung
der Nationalgarde). Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Erstürmung der Bastille am 14. Juli
1789. Dieser Tag ist der heutige Nationalfeiertag der
Franzosen.
Währenddessen war die Situation auf
dem Land für viele Franzosen unübersichtlich. Viele Gerüchte schürten die Angst
vor einem Adelskomplott (Adel gegen Nationalversammlung), um die alten Zustände wieder herzustellen. Unter der Landbevölkerung veranlasste die
"große Angst" (Grand Peur)
viele Bauern, gewaltsam gegen Adlige und die mit ihnen verbundene Feudalordnung
vorzugehen. Ein geordneter Systemwechsel wurde damit immer komplizierter.
Dennoch
blieben die Machtverhältnisse weiterhin ungeklärt. Der König weigerte sich, die
von der Nationalversammlung getroffenen Beschlüsse (z.B. Erklärung der Menschen-
und Bürgerrechte) anzuerkennen. Im Oktober erzwangen Pariser Frauen, denen sich
Nationalgardisten angeschlossen hatten, den Umzug
des Königs von Versailles nach Paris, um so die Anerkennung der Revolution
zu erzwingen.
Literatur:
Kruse,
Wolfgang: Die Französische Revolution. Paderborn, 2005.
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